Informationen über Malyara

Das Zimmer war klein, ja nahezu winzig. Und stockfinster, abgesehen von einer bereits halb geschmolzenen Kerze, die in der Mitte des ramponierten Holztisches stand. Das erstarrte Wachs bildete bizarre Formen auf der Tischplatte, deren unheimliches Aussehen vom flackernden Kerzenstein noch einmal unterstrichen wurde.

Eine Sin'Dorja saß in den undurchdringlichen Schatten hinter dem Lichkreis. Als ihr Besucher sich näherte, um ihr gegenüber Platz zu nehmen, beugte sie sich nach vorne, sodass man ihr Gesicht sehen konnte. Zumindest teilweise.

„Ihr wollt also etwas über die Fürstin der Feuerschwingen erfahren..?“ Die Blutelfe lächelte breit und entblößte dabei eine makellose Reihe strahlend weißer Zähne. Sie hatte fast schulterlanges, blondes Haar, das auf eine Art gekämmt war, sodass es das rechte Auge seiner Trägerin vollständig verhüllte. Jedoch nicht den durchdringenden Blick, den ihr Gegenüber spüren konnte wie ein böses Omen. „Dann zeigt mir zunächst, was Euch diese Informationen überhaupt wert sind...Ja, das dürfte vorerst genügen.“

Ihr Lächeln verbreiterte sich noch etwas und sie schüttelte ihr Haar mit einer provokativen Geste aus, bevor sie ihre Ellenbogen auf den Tisch aufstützte und die Fingerspitzen elegant aneinander legte.
„Über die Fürstin Feuerschwinge ist so einiges bekannt...fraglich jedoch ist, wieviel man davon glauben darf. Zunächst sei festgestellt, dass sie noch nicht sehr lange den Posten der Fürstin bekleidet. Erst seit ungefähr 2 Jahren...Und jung ist sie auch noch. Einige mögen sagen zu jung.“ Sie zuckte die Schultern.

„Das Alter mag einiges über Fähigkeiten und Erfahrung aussagen, aber bei Weitem nicht alles. Wie dem auch sei...Die Herkunft der Dame ist recht...umstritten. Einige sagen, sie wäre eine einfache Feuerschwinge, oder sogar nicht einmal wirklich vom Blut der Feuerschwingen, andere behaupten, sie wäre die Tochter der ehemaligen Fürstin Syrielle selbst. Die Tatsache, dass Malyara Lord Laresthat geheiratet hat, um den Antritt ihres Amtes zu stützen, wirft dabei jedoch Fragen auf. Schließlich war er vorher mit Syrielle verheiratet. Also kann er schlecht ihr Vater sein. So etwas macht man einfach nicht, den eigenen Vater heiraten. Deshalb flüstern einige Stimmen, sie wäre ein Bastard...“

Wieder zuckte sie mit den Schultern. „Wer kann schon sagen, was davon nun tatsächlich zutrifft? Es gab nie eine offizielle Stellungnahme, und an den Stammbaum des Hauses kommt man nicht heran, der ist sicher verwahrt...wirklich sicher.“ Ein Lächeln huschte über die Züge der Blonden. Das spärliche Licht in dem kleinen Hinterzimmer des Gasthauses reichte kaum dazu aus, mehr als ihr bleiches Gesicht erkennen zu können. „Sicher ist nur, dass ihre Leute ihr mit einer beeindruckenden Leidenschaft folgen, und sie wirklich dazu in der Lage sein könnte, uns letztendlich die ersehnte Unabhängigkeit zu verschaffen.

Und was weder umstritten, noch ein Geheimnis ist, ist die Tatsache, dass sie eine ganz grauenvolle Gesellschaft abgeben muss, zumindest Personen gegenüber, die unter ihr stehen. Ihre Zunge ist schärfer als jedes Schwert, und sie macht keinen Hehl daraus, wenn sie vor jemandem keinen Respekt hat. Sie macht jedem deutlich, wo sein Platz ist, sollte man dies einmal vergessen. Niemand vergreift sich in ihrer Gegenwart zweimal im Ton.“

Sie kicherte leise, offensichtlich über einen Witz, den nur sie kannte, bevor sie fortfuhr: „Ihre Knappin ist eine gewisse Seranisa Barissan. Malyara verlangt viel von ihren Gardisten. Und noch mehr von ihren Offizieren. Viele sind bereits gekommen, um ihr und ihren Zielen zu dienen, sind jedoch letztendlich unter dem Druck zerbrochen. Es scheint die Fürstin nicht sonderlich zu stören. Sie will einzig und allein die Elite, und alle, die nach ihrer Rekrutenzeit in der Garde versuchen, das Haus zu verleumden, um sich in irgendeiner Art zu rächen, werden diskret entfernt...“ Wieder lächelte sie, doch diesmal lag nicht einmal gespielte Wärme darin.

„Es heißt, sie hatte Anfangs Schwierigkeiten, ihren Platz im Hohen Rat zu finden. Doch diese Zeiten sind vorbei. Der Rat steht in allen Belangen hinter ihr, weshalb sie sich so einiges erlauben zu können scheint. Es gibt nicht mehr viele Adelshäuser in Silbermond, und wohl keines, das an Einfluss und Macht an die Feuerschwingen heranreicht. Ich bin mir fast sicher, dass sie eine Goldene Zukunft herbeiführen können.“

Als wäre sie plötzlich in Gedanken versunken, fuhr die Blutelfe mit dem Zeigefinger den Rand ihres halb gefüllten Weinglases nach.

„Was gibt es noch zu erzählen..? Achja, dass sie konservativ und herrschsüchtig ist, aber das dürfte auch hinlänglich bekannt sein...Hach, mein Gedächtnis lässt mich wohl im Stich, fürchte ich...“

In gespielter Bestürzung legte sie die Stirn in Falten und seufzte. Etwas Goldenes blitzte im flackernden Kerzenlicht auf und wechselte den Besitzer.

„Oh, Ihr wollt tatsächlich noch mehr wissen..? Nun...“ Sie lehnte sich so weit aus dem Lichtkreis zurück, dass nur noch ihr lächelnder Mund mit den weißen Zähnen zu sehen war. „Das wird nicht ganz billig...“